Erstaunen und Entsetzen steht immer noch auf den Gesichtern der beiden Stadthandwerker. Sie sind schon einiges gewohnt, doch was ihnen in dieser Woche bei den ersten Abbrucharbeiten im ehemaligem Gasthaus zum Hahn, gegenüber dem Kyllburger Rathaus, widerfuhr, ließ auch den beiden hartgesottenen Gesellen die Haare zu Berge stehen. Die beiden waren die Ersten, die den Vorschlaghammer an das alte Gemäuer legten und begannen, wie es sich gehört, mit dem Abbruch im Keller der Ruine.

Dumpf wummerten die Schläge des Hammers über den Marktplatz bis ein schriller Schrei dem rumorenden Rhythmus ein jähes Ende bereitete. Etwas entsetzliches musste sich wohl ereignet haben. Nahezu alle Beschäftigten des Rathauses erschienen neugierig an ihren Dienstzimmerfenstern.

„So etwas“, stammelte Stadthandwerker K., „so etwas hab ich zu Leben nicht gesehen!“ Sprachs und wandte sich würgend ab.

Kurze Zeit später, zwischenzeitlich war der örtliche Bezirksbeamte Polizeihauptkommissar K. zur Absicherung des Ereignisortes hinzugebeten, konnten die Männer dem herbeigeeilten Stadtbürgermeister berichten, welch grausigen Fund sie gemacht hatten.

„Wir hatten gerade die ersten Teile des Heizölbunkers aufgebrochen, da tauchte unter den Sockelsteinen ein nahezu rundes Objekt auf,“ so die Männer sinngemäß. Es habe barbarisch gestunken und es hätte „einem schier den Magen umgedreht“, so Mitarbeiter K. weiter.  In der Annahme es handele sich um einen Rohrverschlussdeckel legten die Männer den Fund frei.

Im Schein der Grubenlampen unserer Mitarbeiter zeigte sich dann eine nahezu kreisrunde Scheibe von ca. 15 cm Durchmesser, etwa 1 cm dick, steinhart, von grünlich – brauner Färbung, an den Rändern leicht ausgefranst. Bei näherem Hinsehen fanden die beiden Stadthandwerker noch weitere dieser Objekte unter dem Mauersockel.

Licht in das Dunkel brachte der eilends herbeigeeilte Kreisdenkmalpfleger, der recht rasch zumindest den Charakter des Fundes ermitteln konnte. Seinen Angaben nach muss es sich dabei um Artefakte einer uralten Eifeler Hochkultur handeln. Das Alter des Fundes schätzte er auf ca. 5000 Jahre.

Auf Anfrage unserer Redaktion teilten alsdann Wissenschaftler der „Historischen Gesellschaft Kyllburg“ mit, es handele sich bei den Funden tatsächlich um „Krumpereschniedcher“ (Reibekuchen) aus der Alt-Jungsteinzeit. Vom Klima im ehemaligen Gasthauskeller vorzüglich konserviert und versteinert konnten sogar noch Spuren von Kartoffelkeimen an den „Schniedchen“ erkannt werden. Der spektakuläre Fund schien nicht mehr zu toppen, doch wurde, wie aus für gewöhnlich gut unterrichteten Quellen zu erfahren, gleich unterhalb der Fundstelle ein tönerner Behälter, in Schnurkeramik, mit versteinertem Apfelmus entdeckt.

Was der sensationelle Fund für unsere Kyllburger Geschichtsschreibung bedeutet, kann zur Zeit noch gar nicht abgeschätzt werden. Sicher ist jedoch, dass auf dem Marktplatz schon vor 5000 Jahren Menschen gelebt haben, die neben dem Erd- auch den Baumapfel kannten und es verstanden, daraus Speisen herzustellen. Vermutete man bislang eine erste Besiedelung des Bergsattels an der Kyll in fränkischer Zeit, so dürfte es nun Hinweise darauf geben, dass Kyllburg sogar die älteste Stadt Deutschlands sein könnte. Weitere Grabungen, die darüber Aufschluss geben sollen, werden ab dem Sommer unter den Fundamenten des ehemaligen „Gasthaus zur Pinn“ (heute „Pizzeria Bella Italia“) niedergebracht. Sollten dabei ebenfalls altsteinzeitliche Relikte von Küche und Herd gefunden werden, so wäre der Beweis erbracht. Kyllburg – nicht nur eine der kleinsten, der schönsten, sondern dann auch noch eine der ältesten Städte Deutschlands.

Freuen wir uns auf die Ergebnisse der weiteren Untersuchungen.

Beide Funde wurden sorgfältig präpariert, in den vergangenen Tagen konserviert und können am Ostermontag, nach dem Hochamt im Kreuzgang der Stiftskirche betrachtet werden. Anmeldung ist nicht erforderlich. Die Präsentation der Funde wird bis zum Weißen Sonntag gezeigt, es lohnt daher in jedem Fall, in der Osterwoche auf den Stiftsberg zu kommen und auch den Kindern zu zeigen, was man so alles in längst vergangenen Zeiten zu sich genommen hat.

 

 

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