Einmal im Jahr, Mitte November, gedenken wir, unter anderen, auch der Opfer von Verfolgung, Krieg, Vertreibung und Flucht aus unserem Volk. Diese vor Jahrzehnten verstorbenen Menschen sind trauriger Teil der schlimmsten Kapitel unserer Geschichte.
Bild – Quelle: Bundesarchiv Koblenz
Und jetzt stehen die (über-)lebenden Opfer aus aller Welt vor unserer Tür, denn immer mehr Menschen verlassen ihre ferne Heimat, fliehen vor Krieg, unerträglichem Leid, Verfolgung, Hunger und bitterster Not. Zum Teil schwerst seelisch verletzt kommen sie in unser Land, in unsere Gemeinden und erleben Orte, in denen Wohlstand herrscht und die Menschen in Sicherheit und Frieden ihr Gemeindeleben gestalten können. Häufig, es tut mir Leid, aber so ging es mir persönlich tatsächlich, nehmen wir diese Menschen, von denen einige schon seit Jahren, andere seit Monaten oder Wochen unter uns leben, kaum noch wahr. Wie Schatten begleiten sie still unseren Alltag, leben neben uns her, ohne aber Teil unserer Gemeinschaften zu werden. Wäre es nicht schön, wenn wir diese MitbürgerInnen auf Zeit, sogenannte Asylbewerber, ein Stück weit in unser Gemeindeleben einbeziehen könnten? Vielfältige neue Eindrücke, viele Erkenntnisse aber auch Erfahrungen, Fähigkeiten könnten übermittelt werden. (Schon mal mit einem irakischen Schreiner gefachsimpelt?) In Kyllburg leben derzeit 21 Menschen, die sich um Asyl, um Zuflucht bei uns beworben haben. Und wir alle wissen: Das ist nur die Spitze des Eisberges!! Wieviele sind auf dem Weg? Wieviele sind noch unterwegs? Lassen alles zurück und retten (sich?) aber oft nur das pure Überleben.
Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger, wenn Sie ein Stückchen dazu beitragen möchten, diesen Menschen – und sei es auch nur auf Zeit – Zuflucht zu geben und sie ein wenig mitzunehmen in unser Gemeindeleben, dann rufen Sie mich an, schreiben Sie mir eine Mail, was auch immer. Helfen Sie bitte mit – Zuflucht menschlich zu gestalten.
Ein erster Ansatz? Eine der größten Hürden auf dem Weg in unsere Gesellschaft ist die Sprache. Es wäre schön, wenn sich Menschen finden ließen, die den Neuankömmlingen die wichtigsten Begriffe unseres Alltags in Sprache näher bringen könnten. Nur wer sich sprachlich äußern kann, kann auch aktiv sein Schicksal in die Hand nehmen und selbständig werden. Damit erschließen wir aber nicht nur Worte, sondern vielmehr auch unsere Kultur und das, was wir als Werte für uns selbst in Anspruch nehmen. Können wir vielleicht über Sport, Musik, Technik… Zugang finden? Ein Patentrezept habe ich nicht, war selten so ratlos, wie in dieser Beziehung. Ich glaube aber fest, dass es das Menschenleben ist, das Respekt, Achtung vor der Würde jedes einzelnen Menschen, Unterstützung und Hilfe von Mensch zu Mensch braucht. Behörden, Gemeinden, Politik können dazu ihren Teil leisten. Alles andere ist pure Mitmenschlichkeit und die brauchen wir jetzt und künftig noch viel viel mehr!
Wollen Sie sich ein wenig mit kümmern? Hätten Sie Lust und Zeit, vielleicht einen Alltags-Sprachkurs zu gestalten? Anders zu helfen? Machen Sie mit? Rufen Sie mich an? Schreiben Sie mir eine Email?
Vielen Dank schon jetzt
Ihr Wolfgang Krämer
Stadtbürgermeister